Das Moor

Das Teufelsmoor liegt nördlich von Bremen. Das Künstlerdorf Worpswede ist sicher der bekannteste Ort. Begrenzt wird das Moor durch Geestrücken. Funde belegen, das dort schon seit der Jungsteinzeit Menschen siedelten.

Das Moor dagegen war siedlungsfeindlich. Wie bei einem Schwamm waren Torf und Moos mit Wasser voll gesogen. Wer dort einsank, ertrank. Auf dem nährstoffarmen nassen Boden wuchs kaum etwas. Es war unfruchtbares, taubes Moor. Im Niederdeutschen hieß es doves oder duves Moor. Daraus entstand Dufelsmoor und später Düfelsmoor. Düfel ist plattdeutsch für Teufel.

Die Moore werden bewohnbar

Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts begann man mit der Entwässerung der Moore. Damit wurde auch ein wichtiger Vorrat an Brennstoff erschlossen. Mit dem Torf, den man in den erschlossenen Mooren gewann, wurde in vielen Haushalten geheizt. In den Städten und Ortschaften rund um die Moore war der Torf ein gesuchtes Brennmaterial.

Langfristig plante der König von Hannover, der auch für das Teufelsmoor der Landesherr war, aus den entwässerten und dann landwirtschaftlich genutzten Moorgebieten Steuern einzuziehen. Die Ansiedlungen wurden staatlich gefördert und durch einen Moorkommissar geregelt. Bis 1850 waren rund 200 Quadrat-Kilometer kultiviert. 68 Dörfer entstanden mit 2100 Hofstellen.

Dorfplanung

War eine Moorfläche als zukünftiges Dorf ausgewiesen, wurden genau geplante erste Gräben ausgehoben. Das Gefälle Richtung Hamme, Wümme und Oste oder einem der kleineren Flüsse war notwendig, damit das Moor überhaupt entwässert werden konnte. Quergräben mussten vom zukünftigen Besitzer selber gegraben werden. Mit Spaten und Schaufel, darum wurden kinderreiche Familien bevorzugt.

Eine Milchziege und ein Schwein hatten die Kolonisten mitzubringen, sonst wären sie verhungert. Weizen oder Roggen wuchs nicht im Moor, nur Buchweisen, eigentlich ein Unkraut, gedieh dort gut. Da er jedoch frostempfindlich ist, verdarb die frische Saat immer wieder. Ersatz war kaum vorhanden. Gab es nichts mehr zu essen, verließ die Familie die Moorstelle und begann zu betteln. „Sie sind nach Amerika ausgewandert“, hieß es dann. Arbeit auf einem Bauernhof oder in der Stadt erhielt solch ein „Jan vom Moor“ mit seiner großen Familie so gut wie nie.

Wohnen im Moor

Aus Torfstücken und Heidekraut-Plaggen bauten sich die Kolonisten ihre erste Hütte direkt auf den gewachsenen Boden. Wärmequelle war das Torffeuer. Bei Regen und vom Herbst bis zum Frühjahr stand das Wasser häufig knöcheltief in der Hütte. Im Winter war alles vereist. Schwindsucht und Lungenentzündung, die schwere Arbeit führten zum frühen Tod. Darum der bekannte Spruch:

  • Den Ersten sien Dod (die erste Generation stirbt früh)
  • den Tweeten sein Not (die zweite Generation leidet Not)
  • un den Dritten sein Brod (erst in der dritten Generation hatte eine Familie, mit einer guten Portion Glück, ausreichend Brot).

Gemüseland konnte nur entstehen, wenn die abgeplaggte und trockene Oberfläche mit Mist und Sand vermischt wurde. Der Sand musste von entfernt liegenden Flächen geholt werden. Mit der Schiebkarre, deren Räder dick mit Zweigen oder Buchweizenstroh umwickelt waren, damit sie nicht zu tief einsanken.

Zu essen gab es überwiegend Buchweizen, als Brei oder Pfannkuchen, der mit Moorwasser heruntergespült wurde. Morgens, mittags und abends! Eintönige Kost bei schwerster Arbeit.

Knochenarbeit

Für den Eigenbedarf und zum Verkauf wurde Torf gestochen, getrocknet und mit der Schubkarre zu einem Graben gebracht, der genügend Wasser führte. Torfschiffe transportierten den Torf dann in die Städte Bremen und Bremervörde zum Verkauf. Den größten Gewinn erzielte, wer ein eigenes Schiff besaß. Die anderen waren von ihm abhängig.

Beim Bau des Hamme-Oste-Kanals konnte Geld dazu verdient werden. Auch er entstand in Handarbeit, mit Spaten und Schaufel!

Väter und ihre großen Jungen stachen den Torf in der Kuhle, in der immer das Wasser stand. Die Mütter und alle kleineren Kinder legten außerhalb die nassen Torfstücke zum Trocknen aus.

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